Unter den ſächſiſchen Schlöſſern, die in früherer Zeit den Mittelpunkt wetti niſcher Fürſtenherrlichkeit bildeten, nimmt die Meißner Albrechtsburg die hervor ragendſte Stellung ein; ſie iſt nicht nur ein meiſterhaftes Denkmal gotiſcher Baukunſt, ſondern es knüpfen ſich an dieſelbe auch weitgehende und bedeutungs volle geſchichtliche Erinnerungen. Lange Zeit zwar mißachtet, wie Dornröschen in einen jahrhundertelangen Schlummer eingewiegt, einem die architektoniſchen Schönheiten des Baues wenig ſchonenden Fabrikbetrieb überwieſen, kam ſie aller dings in Gefahr, ihre Bedeutung ganz zu verlieren; aber der Flügelſchlag der neuen großen Zeit hat auch die alte Wettinsburg ihrer Vergeſſenheit entriſſen, und durch die Kunſt neu verjüngt, ſchaut ſie von freier Bergeshöhe weit hinein ins deutſche Land.
An Stelle der Albrechtsburg, die den am linken Elbufer ſich erhebenden
„Schloßberg“ krönt, ſtand ehedem das alte Markgrafenſchloß, das wahrſcheinlich
ſchon von Heinrich
Das markgräfliche Schloß, in deſſen Nachbarſchaft ſich ſehr bald auch neben
dem altehrwürdigen Dom das burggräfliche und das biſchöfliche Schloß erhoben, bil
dete die Reſidenz der Markgrafen und damit auch den Mittelpunkt der raſch auſ-
blühenden Mark Meißen, bis Heinrich der Erlauchte (1221—1288) die Reſidenz
nach Dresden verlegte. Gar oft war das alte Schloß in jener Zeit wohl der
Schauplatz glänzender Hoffeſte und ritterlicher Turniere, und ſelbſt Kaiſer ver
ſchmähten es nicht, hier Einkehr zu halten. Kaiſer Heinrich
Die Albrechtsburg in Meißen.
Im Jahre 1471 wurde mit der Erbauung der neuen Burg begonnen, und 1483 war dieſelbe unter Leitung eines tüchtigen Baumeiſters, des genialen Arnold von Weſtfalen, bis auf die innere Ausſtattung vollendet und zu einem Bau gediehen, der in ſeiner großartigen Anlage und in der Pracht ſeiner reichen, im Stil reiner Gotik gehaltenen Architektur nur wenige ſeinesgleichen hat.
Der Bau erhebt ſich in ſechs Stockwerken, von denen die zwei unterirdiſchen gewölbten Kellergeſchoſſe ſo viel Raum umfaſſen, daß 1200 Faß (6000 hl) Wein bequem Platz finden können. Von den oberirdiſchen Stockwerken zeichnen ſich die nächſten drei durch ihre herrlichen Deckenwölbungen aus, die in der Mannig faltigkeit ihrer Formen und vor allem in dem kunſtvoll geſtalteten Laubwerk der Knäufe als bauliche Sehenswürdigkeiten gelten. Das oberſte Stockwerk iſt ein Giebelerkergeſchoß mit flachen Holzdecken. An der dem Schloßhofe zugekehrten Längsſeite des Schloſſes erheben ſich zwei Türme, in denen kunſtvoll angelegte Wendeltreppen nach den oberen Geſchoſſen führen. Namentlich gilt der größere Turm als ein ganz eigenartiges Kunſtwerk gotiſchen Bauſtils. Ebenſo eigenartig iſt die Treppe dieſes Turmes, der große Wendelſtein oder die Schnecke genannt, welche in 113 Stufen um eine hohle Steinſpindel führt.
Seiner horizontalen Ausdehnung nach zerfällt das Schloß in zwei Haupt teile, welche einen rechten Winkel bilden, in deſſen Scheitelpunkt der kleinere Treppenturm eingebaut iſt. Der größere Teil des Schloſſes, der ſich an den Dom anſchließt, war zum Herrenhaus beſtimmt und enthält außer vielen kleineren Räumen im erſten Stockwerke den großen Kirchenſaal. Den kleineren Flügel bildete das Frauenhaus oder die Kemenate.
Die innere Ausſtattung des Schloſſes war jederzeit eine dürftige und ent ſprach nie der „grandioſen Pracht“ des herrlichen Baues; denn ſeiner urſprüng lichen Beſtimmung, eine Reſidenz zu ſein, hat es nie gedient. Durch die unglück ſelige Teilung der ſächſiſchen Länder in Meißen und Thüringen (1485) verlor Kurfürſt Ernſt, der mit einer rührenden Liebe an „ſeinem geliebten Meißen“ hing, ſo daß er wünſchte, wenigſtens hier ſein „letztes Ruheſtättlein“ zu finden, ſeinen Anteil an dem Schloſſe, und Herzog Albrecht war nach jener Zeit kriegshalber faſt ununterbrochen außer Landes.
Nur vorübergehend wurde das neue Schloß von den ſächſiſchen Fürſten benutzt: war es bei Gelegenheit der Beiſetzung fürſtlicher Perſonen im Dom, wie
z.B. bei der Beiſetzung Georgs des Bärtigen; war es zum Stillleben fürſtlicher Frauen, wie der Zedena, der Gemahlin Albrechts, die als Witwe hier wohnte, um „völlig ihrem Herrn zu dienen bei dem löblichen Stift“; war es, um wichtige Be ratungen hier zu pflegen. 1548 berief Kurfürſt Moritz eine Verſammlung ſächſiſcher Theologen hierher, welche ſich zum entſchiedenen Widerſpruch gegen das Augsburger Interim vereinten, und 1572 verſammelte Kurfürſt Auguſt hierſelbſt die bedeu tendſten ſächſiſchen Staatsmänner und Rechtsgelehrten, welche eine neue Gerichts ordnung, die Grundlage der ſpäteren Konſtitutionen Kurfürſt Auguſts, entwarfen.
Schwer hatte die Albrechtsburg in den Stürmen des 30jährigen Krieges zu leiden. Im Jahre 1647 hauſten hier in roheſter Weiſe die Schweden, welche die Burg unter ihrem General Königsmark ein genommen hatten. Der damalige Schloßverwalter klagte nach dem Kriege in ſeinem an den Kurfürſten geſandten Bericht, daß „von denen Soldaten die Thüren und Fenſter zerſchlagen, die Schlöſſer an den Thüren und was nur zu erlangen geweſt, weg genommen, auch das pflaſter an vielen orthen aufgehoben“ worden ſei.
Daraufhin beſchloß Kurfürſt
Johann Georg
Das Denkmal Albrechts des Beherzten in Meißen.
Starken „den Stein der Weiſen“ auffinden ſollte, ſein Laboratorium hierſelbſt auf, und nachdem dieſer das Porzellan erfunden hatte, ſcheute ſich der Kurfürſt nicht, die herrlichen Räume des Schloſſes zur Porzellanfabrik einrichten zu laſſen.
Von 1710 bis 1863 blieben die Schloßräume zum großen Leidweſen aller Kunſtfreunde dem Fabrikbetrieb überwieſen, und je mehr ſich dieſer Betrieb erweiterte, um ſo mehr drohte den inneren Schönheiten des Baues die Gefahr, ver unſtaltet und ganz vernichtet zu werden. Auch der hiſtoriſche Name „Albrechts burg“ verlor ſich, und die alte Fürſtenburg wurde ihrer neuen Beſtimmung ent ſprechend nur „die Fabrik“ genannt.
Bis 1830 war der Geſchäftsgang der Porzellanfabrik ein ſehr ſchwanken der geweſen; vom Jahre 1832 an aber lieferte ſie nicht unbedeutende Überſchüſſe, und der Betrieb derſelben erweiterte ſich ſtetig. Dies führte endlich dazu, daß man ihr eigene, zu dieſem Zweck erbaute Gebäude überwies.
Als das Schloß geräumt war, begann, dank der Fürſorge der ſächſiſchen Regierung, ſehr bald das Erneuerungswerk, das ſich allerdings zunächſt nur darauf beſchränkte, das Schloß „architektoniſch zu reinigen“. Nachdem die Schloß- räume, von allen Einbauten befreit, ſich wieder in ihrer alten Großartigkeit zeigten, lag der Wunſch nahe, denſelben auch eine würdige Ausſtattung zu ver leihen, und kein Geringerer als der hochſelige König Johann trat hierfür lebhaft ein. 1873 bewilligte der ſächſiſche Landtag aus der auf Sachſen entfallenden franzöſiſchen Kriegsentſchädigungsquote über eine halbe Million Mark zur künſt leriſchen Ausſchmückung der Burg und zur Erneuerung einiger zum Schloßbereich gehörigen Gebäude. Neu aufgeführt wurden der Königliche Burgkeller, eine Reſtau ration, deren Ausſtattung ganz dem Stile der Albrechtsburg entſpricht, ein Thor turm, der den Zugang zum Schloßgebiet bildet, und eine Galerie, welche das Schloß mit dem Kornhauſe verbindet, das ebenfalls baulich erneuert wurde. Das Hauptintereſſe wandte ſich ſelbſtverſtändlich der Erneuerung und Ausſtattung der inneren Schloßräume zu. Den Plan hierzu entwarf der Geh. Hofrat Dr. Wilh. Roßmanm, der auch die Ausführung derſelben übernahm, wozu hervorragende Künſtler berufen wurden. Der leitende Gedanke des Ausſchmückungsentwurfes war: die Geſchichte der Burg und die Geſchichte des fürſtlichen Hauſes, ſoweit dieſelbe zu der erſteren in Beziehung tritt, in hiſtoriſchen Gemälden, Landſchaften und Architekturbildern, ſowie in plaſtiſchen und gemalten Einzelfiguren zur Dar ſtellung zu bringen. Inſchriften, aus Chroniken gezogen, beziehungsweiſe Sinn ſprüche, auch hiſtoriſche oder doch für die Burg bedeutſame Lieder ſollten dabei ergänzend in Verwendung kommen und dazu dienen, die den Räumen anhaftende Reminiscenz für jedermann zur Wirkung zu bringen.[2]
Eine Wanderung durch die Räume des Schloſſes zeigt uns, in welch herrlicher Weiſe dieſer Entwurf zur Ausführung gelangt iſt.
Wir beginnen unſere Wanderung in den Räumen der erſten Etage und be treten zunächſt den großen Kirchenſaal, deſſen Bilderſchmuck vom Hiſtorienmaler
Dietrich ausgeführt, der Vorgeſchichte der Burg, alſo dem Andenken an das alte
Markgrafenſchloß, gewidmet iſt. Dem Eingange gegenüber prangt das Bild
„Gründung der Burg durch Heinrich
Die übrigen Räume des erſten Geſchoſſes ſind „der Geſchichte jenes mann
haften und ruhmreichen Fürſten zugeteilt, deſſen Namen die Burg trägt, ſowie
dem Andenken derjenigen, welche ihr Haus und dieſen Bau befeſtigt und geſchmückt
haben“. Der große Bankettſaal bezieht ſich in ſeinem vom Profeſſor Oehme ge
malten Bilderſchmucke – darſtellend „Epiſoden aus dem Prinzenraub“, „Das Tur
nier des jugendlichen Prinzen Albrecht im Schloßhof zu Pirna“ und „Die Beleh
nung der Prinzen Ernſt und Albrecht durch den Kaiſer Friedrich
„Was blaſt dich Kunz für Unluſt an, Daß du ins Schloß rein ſteigeſt, Und ſtiehlſt die zarten Herren raus, Als der Churfürſt eben war nit zu Haus, Die zarten Fürſtenzweige.“
Längs der Wandpfeiler dieſes am reichſten ausgeſtatteten Raumes haben die aus
Lindenholz geſchnitzten und bemalten überlebensgroßen Statuen der Fürſten,
welche für die Geſchichte der alten und neuen Burg beſondere Bedeutung erlangt
haben, Aufſtellung geſunden: König Heinrich
Der an den großen Bankettſaal grenzende kleine Bankettſaal iſt in ſeiner künſtleriſchen Ausſchmückung „den perſönlichſten Beziehungen und Schickſalen des Herzogs Albrecht“ gewidmet. An der größten Wandfläche erblicken wir ein über aus farbenreiches, duftiges Bild des Profeſſors Hoffmann „Die Verlobung des jugendlichen Albrecht mit Zedena, der neunjährigen Tochter des Königs Po diebrad von Böhmen.“ An den Fenſterwänden ſind die Anſichten der vier Gebäude dargeſtellt „welche zu den Schickſalen des Herzogs in beſonders naher Beziehung ſtehen: Schloß Grimma, Albrechts Geburtsort, Schloß Eger, der Ort ſeiner Ver
In den von dem großen Kirchenſaale rechts gelegenen Gemächern hat Pro feſſor Julius Scholtz „die Mannesthaten und Schickſale Herzog Albrechts“ durch prächtige Gemälde verherrlicht. Wir erwähnen beſonders folgende Bilder: „Al brecht beim Überfall zu Neuß“, „ſeine Ankunft im gelobten Lande“, „das Gefecht bei dem Schloſſe Nechau in Ungarn“, „die Eroberung von Arſchot in Flandern“, „Einzug in das beſiegte Harlem“.
Die Räume der zweiten Etage erinnern im Schmucke ihrer prachvollen Gemälde an die Zeit nach Albrecht bis zu der Zeit, in welcher das Schloß zum Betrieb der Porzellanmanufaktur übergeben wurde.
Die kleine Appellationsſtube, auch das „Meißner Zimmer“ genannt, ent hält zwei Gemälde von Spieß, darſtellend die Eröffnung der Meißner Fürſten ſchule zu St. Afra und den Einzug Leipziger Studenten, die 1447 infolge krie geriſcher Unruhen nach der Albrechtsburg überſiedelten. Die Möbel dieſes Zim mers, nach Zeichnungen von Profeſſor Händel ausgeführt, ſind ein Geſchenk, das der Meißner Gewerbeverein Ihren Majeſtäten zum ſilbernen Ehejubiläum dar gebracht hat.
Der ſich anſchließende Raum, Böttgerzimmer genannt, iſt mit zwei Bildern von Paul Kießling der denkwürdigen Erfindung des Porzellans durch Böttger ge widmet. Das eine Bild ſtellt Böttger ſinnend in ſeinem Laboratorium dar; das andere zeigt uns den Alchimiſten Böttger, wie er Kurfürſt Auguſt den Starken in das Geheimnis der Erfindung einweiht.
Der von James Marſhall ausgeführte Bilderſchmuck der großen Appel
lationsſtube gilt dem Andenken des Kurfürſten Moritz. Das erſte Bild ſtellt die
ſchon erwähnte, von Moritz einberufene Theologenverſammlung dar, welche 1548
hier über die Annahme des Augsburger Interims verhandelte. Eine hierauf bezüg
liche, links vom Fenſter angebrachte Inſchrift, aus einer Chronik entnommen, lautet:
„Anno 1548 d. 1. July, als Churfürſt
den Tod des Kurfürſten Moritz in einem Zelte auf dem Schlachtfelde zu Sievers hauſen am 11. Juli 1553. Die auf dieſes Bild bezügliche, rechts vom Fenſter angebrachte Inſchrift beſagt: „Zur Abwendung jämmerlicher Verderbung der Lande hat ſich Churfürſt Moritz in die Schlacht begeben und ſich ſo männlich, fürſtlich und ritterlich erzeigt, daß er das Feld behalten. Kein mehr ehrlicher und rühmlicher Abſchied von dieſer Welt konnte ihm begegnet ſeyn, als daß er, der Fürſt im Kriege, zu Rettung von Land und Leuten und um gemeiner Wohl fahrt willen, nach erlangtem Krieg und Gewinnung des Feldes, ſo chriſtlich ab geſchieden. – Die churfürſtlichen Räte.“
Eine dritte Inſchrift, welche ſich auf die ebenfalls ſchon erwähnte, von dem Kurfürſten Auguſt berufene Verſammlung bezieht, lautet: „Auf des Churfürſten zu Sachſen, Herzog Auguſti Begehren ſind anno 1572 zu Meißen zuſammen gekommen und die Rechtsfälle, ſo D. Michael Teuber mehrenteils gefaßt und zu Leipzig zuſammengezogen, auch zuvor in ein groß Buch derowegen nach Hofe ge ſchicket, erwogen und beratſchlaget worden von Churfürſtlichen Hofräten Hans von Bernſtein“ (darnach folgen die weiteren Namen).
Die übrigen Räume dieſes Geſchoſſes, welche in dem Frauenhauſe liegen, ſind „den fürſtlichen Frauen, welche hier gewaltet haben, und im beſonderen der Mutter Anna und ihrem Gemahl Kurfürſt Auguſt gewidmet“. Wir betreten hier zunächſt einen Raum, in dem Leonhard Gey „die volkstümliche und wirtſchaftliche Thätigkeit des Kurfürſten Auguſt und das liebevolle Wirken ſeiner Gemahlin Anna zur Anſchauung bringt“: auf einem freien Platze vor den Thoren Meißens pflanzt ein junges Ehepaar in Gegenwart des Kurfürſten und gemäß ſeiner Ver ornung einen Obſtbaum, und Mutter Anna iſt beſchäftigt, einem kranken Kinde Arznei einzuflößen.
An dieſen Raum ſchließt ſich die Wappenſtube. Außer den Wappenſchildern der Grafſchaften und Herrſchaften der ſächſiſchen Lande und den Wappen von Sachſen, Meißen, Thüringen und Landsberg erſcheinen auf den Wandflächen die Anſichten von ſieben Burgen: Schloß Wettin, die Albrechtsburg, Schloß Dresden, Feſte Koburg, Schloß Torgau und der Burgberg bei Landsberg.
Das Gemach, „darinnen es ein ſtark Echo giebt“, iſt mit den Bildniſſen von fünfzehn ſächſiſchen Fürſtinnen geſchmückt, welche dieſe Räume einſt für kürzere oder längere Zeit bewohnt haben.
Der letzte Raum, die ſogenannte Sammetmacherſtube, in der Vater Auguſt verſuchsweiſe eine Sammetmacherwerkſtätte einrichtete, iſt einfach ausgeſtattet.
Außer den Gemälden, welche in Wachsfarben auf die Wände aufgetragen ſind, haben ſämtliche Räume eine mehr oder weniger reiche ornamentale Aus ſchmückung erhalten. Die Entwürfe dazu, ſowie zur Dekoration der Räume des oberen Giebelerkergeſchoſſes ſtammen von dem Profeſſor Händel in Weimar.
So iſt durch die in jeder Beziehung gelungene und dem Stile des alten Schloſſes durchaus entſprechende Ausſtattung jeder geſchichtlichen Periode, welche dieſes Schloß berührte, ihr Recht geworden. Das 15. Jahrhundert hat die neue Burg, zur Reſidenz beſtimmt, erſtehen laſſen; das 16. Jahrhundert machte das Schloß: „zum Schauplatz wichtiger Verhandlungen im Glauben und Recht“;
das 17. hat es, wie unſer ganzes Vaterland, „mit ſeinem Staube zugedeckt“ – dieſer Zeit konnte daher nicht gedacht werden –, und im 18. Jahrhundert wurde die Burg zur Heimſtätte „einer für die Zeit ſo höchſt bezeichnenden und wichtigen Luxusinduſtrie“. Das 19. Jahrhundert aber ſchuf der alten Fürſtenburg in einer Zeit neu erwachten nationalen Lebens „ein Prachtgewand, in welchem dieſe Ver gangenheiten durch die Kunſt zu idealer Vergegenwärtigung gelangen“.
Von neuem wurde das „Ahnenſchloß“ zum Mittelpunkt einer bedeutſamen Feſtlichkeit auserkoren: König Albert, der an der Verjüngung der Stammburg ſeines Geſchlechtes den lebhafteſten Anteil nahm, verband mit der Weihe der neu erſtandenen Burg die Feier des 50 jährigen Beſtehens der ſächſiſchen Konſtitution, wozu er ſeine getreuen Landſtände huldvollſt in die Albrechtsburg berief. Eine Gedenktafel, welche an der das Schloß mit dem Kornhauſe verbindenden Galerie, gegenüber dem Standbild Albrechts, angebracht iſt, weiſt in folgenden Worten auf die Doppelnatur dieſer Feier hin:
„Am 4. September 1881 als am Jahrestage der Verfaſſung Sachſens unter der geſegneten Regierung Sr. Majeſtät des Königs Albert iſt die Erneuerung und Ausſchmückung dieſer von dem ruhmreichen Ahnherrn Allbrecht dem Beherzten im Jahre 1471 erbauten Stammburg des Königshauſes vollendet worden: ein Denkmal der Liebe zwiſchen Fürſt und Volk.“