Der erſte erbliche Markgraf von Meißen aus dem Hauſe Wettin, Konrad der Große oder Reiche oder Fromme, war im Jahre 1098 geboren; er war der Sohn des Grafen Thimo von Brehna und Wettin und der Tochter des Bayern herzogs und Sachſenführers Otto von Nordheim, Ida, und nannte ſich anfänglich Graf von Wettin.
Über Konrads Jugend iſt faſt nichts bekannt.l Er erſcheint mehrfach als
Zeuge auf Urkunden oder auch als Verleiher von Schenkungen und Gerechtſamen,
die er Klöſtern zu teil werden läßt. Vor 1123 trat er das Erbe ſeines Vetters
Wilhelm von Brehna: Brehna, Torgau und Kamburg an, und da in demſelben
Jahre Markgraf Heinrich
Im wettiniſchen Hauſe galt der Brauch, daß bei Abgang der ſonſt berufenen
Erben der zur Erbfolge berechtigt war, welcher dem gemeinſamen Stammvater
am nächſten ſtand; das war aber jetzt Graf Konrad von Wettin. Sein Erbfolge
recht war unzweifelhaft, und trotzdem erkannte es Kaiſer Heinrich
Hierin erblickte aber der Herzog Lothar von Sachſen, welcher ſich ſchon
vorher gegen den Kaiſer erhoben hatte, eine Verletzung des Herkommens; denn
es hatte ſich längſt die Rechtsgewohnheit gebildet, daß bei Verleihungen von
Reichswürden der nächſte männliche Erbe berückſichtigt werden mußte; zugleich
empfand er es als Drohung und Herausforderung, daß gerade die wichtigſten
Grenzmarken und deren Vorland Thüringen in den Händen von kaiſerlichen
Parteigängern ſein ſollten. Es iſt erklärlich, daß ſich Konrad, welcher mit Recht
über ſeine Zurückſetzung erzürnt war, mit Lothar gegen Heinrich
Die Peterskirche auf dem Petersberge bei Halle.
Er vermählte ſich wahrſcheinlich um dieſe Zeit mit Luitgard, der Tochter eines ſchwäbiſchen Grafen Albrecht.
Für den Wettiner war es von großer Wichtigkeit, daß nach dem Abſcheiden
Kaiſer Heinrichs
In demſelben Jahre erhielt er vom Kaiſer die Mark (Nieder-)Lauſitz, welche durch den Tod des bisherigen Inhabers erledigt war, und 1143 empfing er die Grafſchaft Rochlitz als Eigentum für ſich, ſeine Frau und ſeine Nachkommen, 1144 aber auf Lebenszeit den Gau Niſani und das Milzenerland (Budiſſin). So erſtreckte ſich jetzt die Wettiniſche Herrſchaft auf Meißen, Budiſſin und die Nieder lauſitz; dazu kamen die Eigengüter in den alten Marken Zeitz und Merſeburg (Oſterland).
Konrad war ein frommer Chriſt; deshalb beſchloß er, nach dem heiligen Lande zu pilgern. Er trat die Fahrt zu Anfang des nächſten Jahres (1145) an; einige ſeiner Freunde begleiteten ihn. Über den Verlauf der Reiſe ſind wir nicht unterrichtet. Nur Fabelhaftes und Märchenhaftes iſt darüber auf uns gekommen. Es ſteht nur feſt, daß er kurz vor dem 19. Mai in Jeruſalem ankam und dort in das Hoſpital eintrat. Dem Prior und den Kloſterbrüdern des Heiligen Grabes ſtiftete er ein Viertelpfund Goldes und verſprach, dem Kloſter jährlich zu Michaelis zwei Mark Silber zu ſchicken oder auch ein Stück Land zu ſchenken, welches jähr lich zwei Mark einbrächte, damit ſein, ſeiner Gemahlin und ſeiner Söhne An denken hier fortlebe und die Mönche ſie alle in ihr Gebet einſchlöſſen; zu dieſer Gabe ſollten auch ſeine Nachfolger in der Markgrafſchaft verpflichtet ſein.
Konrad hatte für die Zeit ſeiner Abweſenheit ſeinem Sohne Otto die Ver waltung des Landes übertragen. Auf der Rückreiſe erhielt der Markgraf die Nachricht von dem Hinſcheiden ſeiner geliebten Gattin Luitgard; ſie war am 19. Juni 1146 geſtorben und ſeinem Willen entgegen auf den Rat des Grafen Hoier von Mansfeld im Kloſter Gerbſtädt und nicht auf dem Petersberge bei Halle begraben worden, deſſen Kloſter Konrad zum Familienerbbegräbnis beſtimmt hatte. Hierhin wurde deshalb auch bald nach ſeiner Rückkehr die Leiche feierlich übergeführt.
Dann griff Konrad in die Streitigkeiten des Herzogs Wladislaus von
Polen, des Schwagers vom Könige Konrad
Konrad
ein und gewann ſeinem Sohne Dietrich die Fürſtentochter Dobergana als Ge mahlin. Im Frühling 1147 nahm er mit vielen der ſächſiſchen Fürſten das Kreuz gegen die heidniſchen Wenden. Er ſchloß ſich dem Heere an, das Anfang August bei Magdeburg zuſammenkam und in der Stärke vou etwa 60000 Mann gegen die Liutizen zog. Leider erfahren wir nichts von des Markgrafen Schick
ſalen auf dieſem Feldzuge. In den nächſten Jahren war er wiederholt als An hänger des Königs gegen den ſächſiſchen Herzog Heinrich den Stolzen thätig; wenn es aber irgend anging, widmete er ſich den Werken des Friedens; namentlich erhielt das Peterskloſter bei Halle auch jetzt wieder zahlreiche Beweiſe ſeiner Gunſt und Fürſorge.
König Konrads
Konrads ehrliche Geſinnung und großer Freimut erhellt aus einer Sage, welche infolge dieſer Verbindung entſtanden iſt.
Saxo Grammaticus, ein Seeländer von ritterlicher Herkunft, welcher in
ſeiner Dänengeſchichte (
Hier konnte er ſich gegen ſeine Feinde, die ihn von neuem angriffen, nicht halten; infolge ſeiner Grauſamkeit lichteten ſich von Tag zu Tag die Reihen ſeiner Anhänger; ſchließlich mußte er mit Weib und Kind das Land verlaſſen. Er begab ſich nach Meißen zu ſeinem Schwiegervater, bei welchem er ungefähr zwei Jahre verweilte.
über die letzten Tage Markgraf Konrads berichtet die lateiniſch ge ſchriebene Chronik des Peterskloſters bei Halle, als deren Verfaſſer ein Prieſter Konrad gilt. Es heißt hier in deutſcher Überſetzung:
„1156. Konrad, Markgraf von Meißen und der Lauſitz, bedachte die Un
beſtändigkeit ſeines Lebens und fürchtete, daß, wenn er noch länger in der ſündigen
Welt leben wollte, er auch ſelbſt in ihren Untergang gezogen würde, und deshalb
beſchloß er, ſie zu verlaſſen, und faßte den feſten Entſchluß, ins Kloſter zu gehen.
Da er aber für die Zukunft der Kirche ſorgen wollte, nach welcher er ſich von
Herzen ſehnte, das heißt für die Kirche auf dem Lauterberge, welche er ſchon aus
giebig, wie es für ſie günſtig war, bedacht hatte, ſo rief er den Erzbiſchof Wich
mann und den Markgrafen Albert von Brandenburg, auch alle ſeine Söhne und
viele andere Geiſtliche und Weltliche, Edle und Dienſtmannen zuſammen und kam
ſelbſt dorthin, um in ihrer Gegenwart ſeine Abſicht zu verwirklichen. Und ſo ver
teilte er zuerſt alle Beſitzungen, welche er ſelbſt oder ſeine Gemahlin an dieſem
Orte hatten, damit nicht etwa nach ſeinem Tode über die Länder ein Streit ent
ſtünde, in die Hände ſeiner Söhne, das heißt: Otto wurde Markgraf von Meißen,
Dietrich Markgraf der Lauſitz, Heinrich Graf von Wettin, Dedo Graf von Rochlitz,
Friedrich Graf vou Brehna. Dann beſtimmte er, daß allemal der älteſte der
Söhne oder Erben die Vogtei des Kloſters ſtiftungsgemäß ausüben ſollte, daß
die Vogtei ſelbſt keinem jemals als Lehen überlaſſen werden und der Vogt keine
weltliche Abgabe ohne Beſchluß der Brüder in den Angelegenheiten der Kirche,
gleichſam aus eigenem Rechte, zu fordern wagen ſollte, und daß ſeine Söhne, was
ſie auch ſelbſt verſprachen, und ihre Dienſtmannen in dieſem Kloſter ihr Begräbnis
haben ſollten. Nachdem dies geordnet worden war, legte er vor dem Altar des
heiligen
Er ſtarb am 5. Februar (1157) im 59. Lebensjahre, und er wurde be
graben vom Erzbiſchof Wichmann in der Mitte der Kirche, in welcher zu ſeiner
rechten Seite ſeine Gemahlin und nach dieſer an derſelben Seite ſeine Schweſter
Mechtild (Mathilde), die Mutter des Erzbiſchofs, deren Sterbetag der 21. Januar
iſt, begraben wurden. Der Leichenfeier wohnten bei Walo, Biſchof von Havel
berg. und Markgraf Albert und Hermann, der Sohn des letzteren, und alle ſeine
Söhne außer Markgraf Otto und viele andere.“