Aus einem vogtländiſchen Archiv.
Als Höchſtſeel. Sr. Königl. Majeſtät in Pohlen und Churf. Durchl. zu Sachßen nach Pohlen reiſeten, ſo überreichte ein gewiſſer Pächter, Nahmens Finke, Ihro Majeſt. kurtz vor dero letzten Abreiſe nach Pohlen nachfolgendes allerunterthänigſtes Memorial in deutſchen Verſen, worauff er denn auch all Das jenige, ſo er darinnen gebeten, erhalten. Es lautet alſo:
„Tauſendguter, lieber König, Höre doch nur ein klein wenig, Wie du andern auch gethan, Deines Knechtes Vortrag an!
Ja, Du hörſt mich ohne Zweifel, Denn ich bin ein armer Teuffel; Du haſt an die Tauſend Leuten In den höchſtbeglückten Zeiten, Da Du Herr und König heißt, Gnade, Hülf und Schutz geleiſt.
Drum will ich die Tröſtung faſſen, Du wirſt mich nicht hülflos laſſen. Jetzo lauf’ ich auf dem Lande, Bald im Kothe, bald im Sande, Auf dem Felde her und hin, Weil ich noch Verwalter bin.
Und bin auf dem Würthſchafts-Orden Steiff auf meinen Knochen worden, Darum bitt’ ich, laß mein Flehen Dir zu Hertz und Ohren gehen, Räume mir ein Dienſtgen ein, Daß ich kann ein Schreiber ſein.
Denn ich wollte gern beim Schreiben, Bis ich ſterben werde, bleiben. Nun, ich will der Hoffnung leben, Du wirſt nur ein Aemtgen geben, Daß ich bei der Schreiberey Lebenslang verſorget ſey.
Das iſt eins; nun will ich’s wagen, Dir noch etwas vorzutragen:
Wirff von Deinem hohen Throne Hundert Thaler meinem Sohne, Landes-Vater, gnädig hin, Weil ich gäntzlich Willens bin,
Wenn man wird Surrexit[16] ſingen, Ihn nach Wittenberg zu bringen; Gleichwohl iſt zum Ungelücke Kein d’argent[17] in meiner Ficke, Drum iſt meine Zuverſicht Dießfalls bloß an Dich gericht.
Denn, mein König, dieſe Gnade Iſt vor Dich ein kleiner Schade. Wenn mein Sohn vor Deine Gaben Wird was Gut’s gelernet haben, Alsdann ſoll er Dir allein Lebenslang gewidmet ſeyn.
Laß ihm mit zum Rechten rathen[18], Oder mach ihn zum Soldaten. Das ſind nun die beyden Sachen, Die mir tauſend Sorgen machen. Großer König, ſetze Du Dieſertwegen mich in Ruh.
Du alleine kannſt die Plagen Mir aus meinem Hertzen jagen, Selbſt der Himmel wird Dir geben Vor das Wohlthun langes Leben; Auch ich, und mein armer Sohn Wünſche, daß Dein Königsthron
Möge feſt und herrlich ſtehen, Bis die Welt wird untergehen.
Nun, mein König, will ich ſchließen, Laß die Schrift Dich nicht verdrießen, Wie mein Anfang, ſo mein Schluß: Pauper sum diabolus.[19]
Ich bin, bis ich ſterbend ſinke, Großer König Dein Knecht Finke.“
––––––