Das Gebäude

Unser Haus ist Baujahr 1900, die untere Etage besteht aus Backsteinwänden, die oberen aus Ziegel. Das Dach ist gedämmt, ebenso die Kellerdecke. Fenster sind schon recht gut. Eine Wärmebildkamera zeigt, dass die Wärme durch die Wände abgegeben wird. Die Effizienzklasse ist mittelprächtig, pro Quadratmeter Wohnfläche gehen ca. 200kWh/a flöten.

Aktuelle Heizkosten

Zur Zeit verbrauchen wir jährlich für unsere Heizung (Brennwerttherme, Wirkungsgrad > 90%) im Durchschnitt 2000l Öl, welches ca. 20.000kWh/a entspricht. Für das Öl fallen im Durchschnitt Kosten von zur Zeit 1€/l an, sprich 2000€/a.

Wärmepumpe, aktuell, reine Betriebskosten

Eine Wärmepumpe hat im Mittel eine Arbeitszahl von 1:3, optimistisch 1:4, sprich, 1kWh Strom transportiert ca. 3-4kWh Wärme ins Haus. Um 20.000kWh/a an Wärme bereitzustellen, sind also mindestens 5000kWh/a Strom notwendig. Bei einem aktuellen Strompreis von 50¢/kWh mach dies 2500€.

Wärmepumpe, real

Eine Umrüstung in unserem Haus macht zur Zeit keinen Sinn, da wir Backsteinwände haben, und die Heizkörper auf die Vorlauftemperatur von ~60°C ausgelegt sind.

Vor der Wärmepumpe müssten folgende Maßnahmen durchgeführt werden:

  • hinterlüftete Vorhangfassade, da Wärmedämmverbundsystem nicht kompatibel mit unserer Trocknungsanlage ist
  • Installation großflächigerer Heizkörper, um die Vorlauftemperatur auf günstigere 30-40°C zu senken
  • Neuverlegung Freileitung/Hausanschluss für Leistungen >20kW

Bei einem Preis von 250€/m² für die Fassadendämmung kämen wir auf ca. 60.000€.

Der Ausbau der Öltanks und der Brennwerttherme, der Austausch der Heizkörper und die Installation der Wärmepumpe würde optimistisch bei 40.000€ liegen, der E-Anschluss wird vernachlässigt.

Mit den Maßnahmen würden wir den Wärmebedarf vielleicht halbieren.

Auf der einen Seite müssten wir also 40.000+60.000=100.000€ investieren, auf der anderen Seite würden wir 2500kWh/a Strom benötigen. Selbst wenn der Strompreis wieder auf 20¢ / kWh fallen würde, sind pro Jahr 500€ fällig und die Ersparnis gegenüber dem Jetzt-Zustand liegt bei 2000-500=1500€ pro Jahr.

Die Heizung würde sich demnach erst in 100.000€/1500€ = 66 Jahre rentieren.

Wärmepumpe und Sanierung, gefördert

Nehmen wir an die Politik ist besonders großzügig und fördert sehr optimistisch beides mit je 50%. Dann rentiert sich die Heizung frühestens in 33 Jahren.

Was nicht berücksichtigt ist

Selbst bei Förderung müssten wir die Installationskosten aufbringen. Ein Weg das zu realisieren, wäre die Aufnahme eines Kredits. Die Zinsen müssten gegengerechnet werden.

Was auch nicht betrachtet ist, dass die Wärmepumpe wahrscheinlich weder 66 noch 33 Jahre halten wird. Realistisch sind 10-15 Jahre anzunehmen.

Ebenfalls unberücksichtigt ist die Entwicklung des Ölpreises und des Strompreises. Außer “es wird alles teuer” ist hier nichts sicher.

Hinzu kommt die Unwägbarkeit, wann Materialien geliefert und wann Handwerker freie Kapazitäten haben werden.

Und ja, unsere jetzige Heizung kann ausfallen und muss irgendwann ersetzt werden.

Fazit

Selbst optimistisch im Sinne der Klimawende gerechnet, rentiert sich die Heizungserneuerung zur Zeit nicht.

Wenn die Bundesregierung statt Heizungstausch lieber volle Kraft in die Förderung energetischer Sanierung stecken würde und den Förderanteil auf einen mehr als hälftigen Anteil erhöhen würde, wäre vermutlich dem Klima mehr geholfen. Eine Sanierung der Gebäudehülle hilft Heizkosten und damit CO2 zu sparen, egal ob Öl verwendet wird, Gas oder irgendeine andere Energieform.