Heute erlebte ich den schwärzesten Tag seit meinem Eintritt in die Piratenpartei seit 2006.

Gestern war ich noch voll Glücksgefühl und emotionalem Hoch, weil der Bundesparteitag bzw. die Aufstellungsversammlung in Bochum eine tolle Liste an Kandidaten für EU-Parlamentswahl zusammengestellt hat. Und auch die Versammlung verlief erstaunlich diszipliniert und hatte nur wenig Popcornpotential.

Es war einer der viel zu seltenen Momente, auf der ich auf diese Piraten stolz war.

Nun, am Sonntag gab es Kritik an einer Flagge der Antifa. Ich war über diese Flagge auch nicht sehr begeistert und bin davon ausgegangen, daß die eine Seite der Kritiker und die andere Seite der Befürworter den gleichen Begriff (Antifa) für unterschiedliche Dinge verwenden und hatte versucht gegenseitiges Verständnis zu wecken.

Ich selbst habe erläutert warum ich nicht so glücklich mit der Flagge war. Zum einen weil durch die zentrale Exposition nach außen eine Vereinnahmung der Piraten durch eine externe Gruppierung suggeriert wird, und zum anderen weil das Symbol "Antifa" für mich mit gewaltbereiten Randalierern aus dem linken Milieu verknüpft ist.

Das "Antifa" keinen Alleinvertretungsanspruch im Kampf gegen Rechtsextreme hat, zeigt eindrucksvoll der Beitrag http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2362000/.

Ich bin ein Kind der Wende, habe die Demonstrationen in Leipzig erlebt, und mitbekommen, wie auf beiden Seiten Menschen durch persönlichen Einsatz die Gewaltlosigkeit der friedlichen Revolution möglich gemacht haben.

Meiner Überzeugung nach ist Gewalt abzulehnen.


Ich habe in Leipzig mehrere Male erlebt, wie durch den couragierten und gewaltfreien Einsatz der Leipziger Bürger und ihres Oberbürgermeisters dem Neonazi Worch und seinen braunen Truppen Einhalt geboten wurde. Aber ich habe auch erlebt, wie die sogenannte "Antifa" dann steinewerfend und zündelnd durch Leipzigs Straßen zogen und das Engagement der Leipziger im Kampf gegen Rechts mit Füßen traten.

Wie bekämpft man Rechtextremismus?


Rechte Umtriebe sind mit meinem Weltbild einer aufgeklärten, toleranten Gesellschaft nicht vereinbar. Wer rechtsradikalen Ideen den Nährboden wirksam entziehen will, sollte aufklären, Ängste nehmen, sich für ein soziales Miteinander einsetzen, Meinungen anderer respektieren, reflektieren und gemeinsame Lösungen suchen.

Dafür standen nach meinem Verständnis bisher auch die Piraten.

Heute wurde mir indirekt gedroht:

"Danke @Art1Pirat für die tolle Anti-Antifa(tm)-Hetze. Hoffe, das wird einigen(tm) ihre Wahlentscheidung bei #ClauSN erleichtern."

Wenn das die Art ist, mit Meinung Andersdenkender umzugehen, hat der Werteverfall bei den Piraten eine Dimension erreicht, die ich bisher nicht vermutet habe.

Und das macht mich traurig. :(

Danke an der Stelle @d1etpunk, der sich heute die Zeit genommen hatte, mir zuzuhören und ein Stück weit aufzubauen. Auch und insbesondere, weil er als Versammlungsleiter der meisten Kritik für seine Entscheidung, die "Antifa"-Fahne auf dem BPT hängenzulassen, ausgesetzt war.